Ein Projekt der Regionalentwicklung im ländlichen Raum im Vogtland und
Erzgebirge
Errichtung einer Schulungs- und Ausbildungsstätte für die Praxisausbildung im Fachbereich Eisenbahnbetriebsdienst und Schienenfahrzeugtechnik
Basisprojekt:
Rekonstruktion des Maschinen- und Werkstattgebäudes Tannenbergsthal im
Vogtlandkreis, Freistaat Sachsen
Optionales Projekt: Errichtung einer Fahrzeughalle zur geschützten Abstellung der Übungsfahrzeuge
Ausgangssituation
Die demographische Situation bezüglich des Beschäftigtenpools der Eisenbahnen in Deutschland ist die größte Herausforderung im Bereich des Eisenbahnwesens. Die durch die Bundesregierung formulierte Zielstellung, den Schienenverkehr als umweltfreundlichen Verkehrsträger weiterentwickeln zu wollen, wird primär vom Faktor
Fachkräftesituation und -gewinnung beeinflusst.
Dementgegen besteht seit der Bahnreform zum 01.01.1994 hieraus folgend eine gewachsene Vielfalt an Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten, qualitativ differenzierten Ausbildungskonstrukten sowie eigentums- und hieraus resultierender versicherungsrechtlicher Verhältnisse, welche eine fach- und bereichsübergreifende
Qualifizierung und Berufsausbildung im Facharbeiter- und Meistersegment die Ausbildungsträger vor anspruchsvolle, teils abstrakt-komplexe Aufgaben stellt. Die Struktur der Ausbildungsbetriebe ist zudem ausgeprägt inhomogen, was eine praktisch-effiziente Wissensvermittlung im betrieblich-technisch einheitlich strukturiert angelegten Eisenbahnsektor zusätzlich verkompliziert.
Ein Bedarf für fach- und rechtsübergreifende Lehrmodelle ohne die im Vorsatz aufgeführten
Beschränkungen ist demzufolge mehr denn je gegeben.
Vorhandene Bedarfe
Die Ausbildungsträger und ausbildenden Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sind zum
Zwecke der praktischen Bildungsanteile innerhalb der von ihnen durchzuführenden Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen auf Betriebsanlagen sowie Fahrzeuge der Eisenbahn angewiesen.
Bedingt durch die ausgeprägt verschiedenartigen Konstrukte der einzelnen Bildungsträger
und EVU besteht für all jene gleichermaßen das Problem, Zugang zu Anlagen und
Fahrzeugen zu erhalten, welche für Ausbildungszwecke genutzt werden können sowie dies
gleichfalls zu dürfen.
In Deutschland sind über 450 EVU sowie zahlreiche Bildungsträger im Segment
Bahnverkehr und Schienenfahrzeugtechnik tätig, welche rechtlich in keiner Verbindung mit
der bundeseigenen Deutschen Bahn AG (DB AG) stehen.
In (politisch) geführten Debatten zum Thema Schienenverkehr fokussiert sich die
Wahrnehmung und Blickperspektive maßgebend auf die (bundeseigene) Deutsche Bahn
AG. Es wird damit außeracht gelassen, dass der Schienenverkehr (politisch gewollt) auf
Basis der Bahnreform ab dem Jahr 1994 nachhaltig wie strukturbildend liberalisiert wurde
und es nicht mehr nur die Deutsche Bahn AG ist, welche den Eisenbahnverkehr trägt und
damit auf qualifizierte Fachkräfte unverzichtbar angewiesen ist.
Der Politik wie der breiten Öffentlichkeit sind (die im Zuge der Bahnreform geschaffenen)
mannigfaltigen Strukturen der verschieden Eisenbahnunternehmen in ihrer Komplexität und
Spezifik oftmals nicht oder nicht ausreichend bekannt, was die Etablierung produktivzielführender Ausbildungsstrukturen mit einheitlichen Standards und Qualitätskriterien
erschwert.
Es muss daher Zielstellung sein, die Zerklüftung des Systems Schiene zumindest im
Ausbildungssegment soweit zu minimieren, dass unternehmens- und spezifizierungsseitig
bestehende unterschiedliche Ausrichtungen der einzelnen Unternehmen in der Bildung und
Qualifikation des Personalnachwuchses soweit vereinheitlicht werden, dass neu
ausgebildete Fachkräfte spartenübergreifend geschult und demgemäß eingesetzt werden
können.
Dies ist nicht nur bedeutsam für die Sicherheit und Rationalität des Eisenbahnbetriebes
insgesamt, sondern würde darüber hinausgehend einen personellen Austausch innerhalb
der Eisenbahnbranche barriereärmer als gegenwärtig ermöglichen.
Erfordernisse der Praxisausbildung kontra betrieblicher Belange
Das Hauptproblem aller außerhalb der DB AG stehenden EVU und Bildungsträger ist der Zugang zu Fahrzeugen und Betriebsanlagen der Eisenbahn für Ausbildungszwecke. Insbesondere die betrieblichen Anlagen der Eisenbahn befinden sich i. d. R. im Besitz der DB AG, was deren Verfügbarkeit sowie Nutzbarkeit für alle außerhalb jenes Konzerns stehenden Bildungsträger bedeutend erschwert bis unmöglich macht. Hinzu kommt, dass die Erfordernisse einer Ausbildung nicht im Kontext mit den im Betriebsdienst stehenden Bahnen stehen. Eine in Betrieb stehende Bahn kann nicht im erforderlichen Umfang als Ausbildungsstätte genutzt werden, da beide Aspekte vom Grundsatz her gegensätzliche Erfordernisse beinhalten. Die praktische Ausbildung kann daher nur auf Übungsfeldern ohne aktiven Eisenbahnbetrieb gestaltet werden, welche realitätskonforme Bedingungen bietet. Ausbildungs- und Übungsfelder für die Belange der Praxisausbildung im Eisenbahnwesen sind notwendig, um den Fachkräftebedarf in der erforderlichen Qualität qualifizieren zu
können.
Die Etablierung eines passgenauen Angebots
Der FHWE verfügt mit seinen Infrastruktureinrichtungen und Grundstücken im Vogtland- und Erzgebirgskreis über die Basis dessen, was zahlreiche Ausbildungsträger suchen – ein Übungsfeld mit mannigfaltigen Möglichkeiten.
Seit 2017 ist der FHWE Eigentümer der 18 km langen Teilstrecke Schönheide Ost – Muldenberg der ehemaligen eingleisigen Hauptbahn Chemnitz – Aue – Adorf, welche seit 1975 unterbrochen ist und seither aus drei Teilstrecken besteht, wovon der Abschnitt Schönheide Ost – Muldenberg der mittlere ist.
Wiederum in Streckenmitte dieses Mittelabschnitts befindet sich der Bahnhof Tannenbergsthal, welcher ein Ortsteil der Gemeinde Muldenhammer im Vogtlandkreis ist.
Tannenbergstahl war im Zwischenraum Aue – Adorf (63 km Distanz) die einzige Station,
welche bis 1970 über ein Maschinenhaus für Triebfahrzeuge (Lokomotiven) verfügte.
Dieses Maschinenhaus konnte zwei Triebfahrzeuge beherbergen, welche in
Tannenbergsthal beginnende und endende Züge beförderten.
Das Maschinenhaus wurde nach 1970 abgerissen, seine Grundmauern sowie die mit ihm
einst verbundenen Behandlungsanlagen sind in Teilen jedoch noch existent.
Die mannigfaltige Chance für die Zukunft der Eisenbahn und der Region – eine Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Schulungsstätte als Plattform für eine freie und unabhängige Lehrausbildung.
Die vom FHWE seit dem Jahr 2000 sukzessive reaktivierten und sanierten Infrastruktureinrichtungen zwischen Schönheide Ost und Muldenberg werden seit 2008 ausschließlich touristisch und kulturell im Rahmen eines sporadischen, auf ausgewählte Verkehrs- und Veranstaltungsstage beschränkten Betriebes genutzt.
Die Bahnlinie böte jedoch weit mehr sinnstiftende Möglichkeiten auch außerhalb eines
touristischen Aspekts. Aufbauend auf dieser Option und dem Bedarf an praktischen Ausbildungsstätten für die
Qualifizierung eisenbahnspezifischer Fach- und Meisterkurse soll das nach 1970
abgerissene Maschinenhaus daher als Basisstation für eine solche Stätte der Qualifizierung
rekonstruiert und wiederhergestellt werden.
Die für den potentiellen Nutzerkreis gegebenen betrieblichen Vorteile bestünden aus folgenden Merkmalen:
- keine Konflikte und Kollisionspunkt mit den Belangen einer regulär in Betrieb befindlichen Eisenbahnbetriebsanlage
- alle Betriebsfelder und Eigenschaften einer vollwertigen Bahnanlage sind gegeben
- niederschwellige Zugangskriterien und geringe Kosten für die Nutzer der Einrichtung
- Thematisch übergreifend angesiedelt in den Spezifika Personen- und Güterverkehr im Regelspursegment sowie zusätzlich im Schmalspursegment (über den angeschlossenen Bf Schönheide Süd)
- Schaffung einer Alternative zu den zumeist in den urbanen Ballungsräumen konzentrierten Ausbildungsstätten mit einer nicht immer optimalen Ausstattungsqualität
- Aktive Belebung eines Ortes des ländlichen Raumes in einer Regionallage mit besonderen Herausforderungen durch ein fachspezifisches Projekt mit einem volkswirtschaftlichen, bundesweiten Schlüsselbedarf
Innerhalb dieser Rahmenbedingungen bestünde bei Umsetzung des Projekts die Möglichkeit der Vermittlung folgender Wissensgebiete:
fahrzeugtechnik
betriebstechnik
betriebsdienst
UVV Schulung
Investitionsvolumen: 4,0 Millionen Euro
Rekonstruktion Maschinenhaus
Errichtung einer Fahrzeughalle
Erschließung
Betriebskosten
Weshalb eine fachtechnische Ausbildungsstätte Eisenbahn in Tannenbergsthal ein Gewinn für alle Beteiligten wäre:
1. Eine Plattform des aktiven Gegensteuerns bezüglich der demografischen Faktoren des Beschäftigtenpools der Eisenbahnen Deutschlands
2. Mannigfaltig aufgestellte betriebspraktische Optionen und Möglichkeiten für die Ausbildungsunternehmen der Eisenbahnbranche
3. Keine Kollisionspunkte mit anderen EVU oder EVU-Betriebsformen, weitgehende Betätigungsfreiheit für die Ausbildungsunternehmen
4. Schulungsmöglichkeiten für externe Ausbildungsformen mit spezifischem Eisenbahnbezug (bspw. für Feuerwehren, UVV-Schulungen)
5. Förderung des fachlichen Austausches der Ausbildungsunternehmen durch mögliche Gemeinschaftsaktivitäten (bspw. betriebsunabhängig fachübergreifende Kurse und Schulungen)
6. Schulungsräume und praktisches Übungsfeld an einem Ort
7. Kombination der Normalspur- und Schmalspurspezifika (über den angeschlossenen Bahnhof Schönheide Süd im OT Wilzschhaus) gegeben (Alleinstellungsmerkmal)
8. Etablierung einer Ausbildungsstätte im ländlichen Raum als Alternative zu den urbanen Ballungsräumen (Option einer Entzerrung bzw. räumlichen Entflechtung der Ausbildung und Qualifizierung)
9. Belebung des ostdeutschen Wirtschaftsraumes als Entwicklungsmaßnahme zum Ausgleich bestehender strukturbedingter Standortnachteile
10.Stärkung der Trägerstruktur zum Vorteil eines langfristigen Erhalts der Strecke Schönheide Ost – Muldenberg durch Optimierung des Nutzungsspektrums sowie, nicht zuletzt, Stärkung eines regionalen Verantwortungsinhabers in Form des potentiellen Projektträgers FHWE einschl. möglicher Projektpartner